Jahresaktion "Dem Talent eine Chance" des Bayerischen Landes-Sportverbands - Kultusminister Zehetmair fordert "humanen Leistungssport"
Einen "humanen Leistungssport" und vermehrte pädagogische Elemente beim Sport in Vereinen und Verbänden hat Kultusminister Hans Zehetmair gefordert. Wie der Minister beim Akademieforum der Bayerischen Akademie für Erwachsenenbildung im Sport am Freitag in Dachau erklärte, befinde sich der Sport zur Zeit in einer widersprüchlichen Situation. Einerseits verlange man, daß er sich an Werten orientiere, die anderswo als veraltet gelten, andererseits solle er so modern und "technisch" sein wie die gegenwärtige Gesellschaft. Sowohl der Breiten- als auch der Leistungssport erfülle jedoch vielfältige gesellschaftliche Funktionen, so daß er nicht von ethischen Prinzipien abzulösen sei. Diese Prinzipien müßten auch die pädagogische Werthaltung für jegliche sportliche Erziehung sein. Zu diesem Zweck habe er die Schirmherrschaft über die Jahresaktion "Dem Talent eine Chance" des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV) übernommen, damit die bestehende Zusammenarbeit zwischen Schulen, Sportvereinen und Sportverbänden noch intensiviert werde. Talentförderung sei dabei als pädagogischer Prozeß zu verstehen, bei dem es darum gehe, die angeborenen Fähigkeiten genauso wie die Persönlichkeiten der Sporttalente zu entwickeln. Der Minister warnte in diesem Zusammenhang davor, dies als reine Unterstützung des Leistungssports zu betrachten. Der professionalisierte Sport habe sich in der letzten Zeit zu oft negativer Hilfsmittel bedient. Zehetmair: "Man darf nicht vergessen: Leistungssport ist ein Wettbewerb zwischen Sportlern und nicht zwischen Chemikern."
Der Minister erinnerte daran, daß der Sport allgemein für die Gesellschaft nicht nur als Kompensation für die Defizite des Alltags in einer technisierten Welt diene, sondern Erlebnismoment für unmittelbare und selbst gemachte Erfahrungen sowie wichtiges soziales Element sei, das der Individualität die Gemeinschaft gegenüberstellt. Zehetmair: "Der Vereinssport besitzt eine sozialintegrative Kraft. die von großer gesellschaftspolitischer Bedeutung ist." Diese Kraft könnten sich Vereine und Verbände, aber auch die Schulen zunutze machen. Dem diene auch die Jahresaktion des BLSV, die unter anderem auch die soziale, pädagogische, psychologische und medizinische Betreuung erkannter Talente im Sportbereich verbessern soll. Dies solle nicht nur im Rahmen der wichtigen Sportwettbewerbe oder des Kooperationsmodells "Schule und Sportverein", sondern auch in weiteren Initiativen der Verbände und Vereine geschehen.