13. Mai 1997
Kultusstaatssekretärin Monika Hohlmeier: Verkehrserziehung geht alle an
Schulische Verkehrserziehung kann nur gelingen, wenn sie Unterstützung von außen erfährt. Darauf hat Kultusstaatssekretärin Monika Hohlmeier am Mittwoch in München bei der Jubiläumsveranstaltung "40 Jahre Verkehrspolizeiinspektion Verkehrserziehung und -aufklärung" hingewiesen. Vor allem die Polizei trage als Partner der Schulen dazu bei, die Effektivität der Verkehrserziehung zu steigern. Der Freistaat bemühe sich darüber hinaus, in Zusammenarbeit mit der Polizei, den Hilfsorganisationen und vielen ehrenamtlichen Helfern, umfassende Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Kinder möglichst wenig Gefahren im Verkehrsraum ausgesetzt sind. Desweiteren müßten sich aber auch alle erwachsenen Verkehrsteilnehmer ihrer Vorbildfunktion bewußt sein.
Das Kultusministerium habe in den vergangenen Jahren durch die amtlichen Lehrpläne die Voraussetzungen für eine lückenlose und altersgemäße Verkehrserziehung vom Kindergarten- bis in das Führerscheinalter geschaffen. Der Verkehrsunterricht an den Grund- und Hauptschulen sehe beispielsweise insgesamt 130 Stunden vor. In Zusammenarbeit mit der Polizei führe das Kultusministerium darüber hinaus Veranstaltungen durch, die gezielt zum Schutz der Schulanfänger auf dem Schulweg dienen. Bereits im Schuljahr 1973/74 sei die Radfahrausbildung in der 4. Klasse der Grundschule eingeführt worden. Seitdem sei ein erheblicher Rückgang bei den Fahrradunfällen der Kinder zu verzeichen. In Zusammenarbeit mit der Landesverkehrswacht Bayern sei ein Schülerverkehrspaß eingeführt worden, der in verschiedenen Jahrgangsstufen die Abnahme theoretischer und praktischer Verkehrsprüfungen vorsieht. In der Jahrgangsstufe 9 beinhalte der Lehrplan auch eine theoretische Mofaausbildung. Gerade im "Vorführerscheinalter" müsse es darum gehen, die alterstypischen Gefahrenpotentiale bewußt zu machen und Möglichkeiten zur Verringerung dieser Gefahren aufzuzeigen.
Die Staatssekretärin betonte, daß diese und andere schulische Maßnahmen im Bereich der Verkehrserziehung ohne das Zutun der erwachsenen Verkehrsteilnehmer isoliert bleiben. Die Kinder würden in der realen Verkehrssituation leider häufig das Gegenteil von dem erfahren, was sie in der Schule lernen. Während sie im Unterricht die Teilnahme am Straßenverkehr als ein auf Partnerschaft gerichtetes soziales Verhalten verstehen sollen, würden sie vor den Toren der Schule nur allzu oft das vermeintliche Recht des Stärkeren, den Erfolg rücksichtslosen und aggressiven Verhaltens auf der Straße und die Dominanz motorisierter Verkehrsteilnehmer erleben. Das Vorbild sei jedoch oftmals ein weitaus besserer und nachhaltigerer Erzieher als das schulische Lernen. Ohne das verantwortungsvolle Verhalten aller Verkehrsteilnehmer stehe die schulische Verkehrserziehung deshalb in einem Dilemma. Hohlmeier: "Die Verkehrserziehung der Kinder geht uns alle an."