9. Juli 1998
Absolute Spitzenstellung Bayerns bei der Lehrereinstellung im Schuljahr 1998/99: Über 3000 Einstellungen
Bayern wird im kommenden Schuljahr über 3000 Lehrer einstellen. Wie Kultusminister Hans Zehetmair am Donnerstag in München mitteilte, werden im Schuljahr 1998/99 voraussichtlich 3037 Lehramtsbewerber eine Beschäftigung im staatlichen Schuldienst erhalten. 1769 von ihnen können sofort mit einer Planstelle rechnen; weitere 747 Bewerber werden unbefristet mit der Garantie der Verbeamtung in spätestens zwei Jahren eingestellt. Dazu kommen zum Einstellungstermin im Februar 1999 noch weitere Planstellen, die sich durch Ersatzbedarf ergeben werden. Damit, so Zehetmair, liege Bayern auch in diesem Jahr mit weitem Abstand an der Spitze aller deutschen Länder.
Die Einstellungssituation bei Fachlehrern, gewerblichen Fachlehrern und im Bereich der Förderschule sei als sehr gut und beim Lehramt an Hauptschulen und beruflichen Schulen insgesamt noch als gut zu bezeichnen. Im Bereich der Grundschule seien die Perspektiven wieder besser. Dagegen sei die Situation für Lehramtsbewerber an Realschulen und Gymnasien weiterhin schwierig, sagte der Minister.
Im Volksschulbereich steigt die Zahl der Einstellungen im Vergleich zum Vorjahr von 1242 auf 1669 an (992 Planstellen, 279 2/3-Verträge mit Zusage der Verbeamtung nach spätestens zwei Jahren, 398 befristete 3/4-Verträge). Dies bedeutet einen Zuwachs von 34 % und bringt 427 jungen Lehrern zusätzlich eine Beschäftigungsmöglichkeit. Zehetmair betonte, dass die diesjährige Einstellung nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ besser sei als im Vorjahr, weil drei Viertel aller Einstellungen auf Dauer erfolgen. Ursachen für die relativ gute Einstellungssituation seien 104 zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten und vor allem die Zunahme des Ersatzbedarfs durch Ruhestandsversetzungen und Teilzeitarbeit. Auch die Prüflinge selbst hätten durch ihre Bereitschaft, Teilzeitanträge zu stellen, 25 zusätzliche Einstellungen ermöglicht. Daneben sei die Zahl der Prüfungsteilnehmer für das Lehramt an Grundschulen um rund 300 zurückgegangen.
An den Förderschulen können von 322 Bewerbern 314 in den staatlichen Schuldienst übernommen werden ( 97,5 %). Durch 100 zusätzliche Stellen ist den Intentionen des Landtags entsprechend eine sehr günstige Einstellungssituation geschaffen, die vor allem den Mobilen Sonderpädagogischen Diensten und damit der Integration von behinderten Kindern in den Regelschulen zugute kommt.
Besonders günstig ist die Einstellungssituation auch bei den Fachlehrern. Wie im Vorjahr erhalten alle Bewerber (257) eine Anstellung.
Die Situation an den Realschulen und Gymnasien ist dagegen weiterhin schwierig. Von den 885 ausgebildeten Realschullehrern, die sich um eine Anstellung beworben haben (davon nur 271 aus dem laufenden Prüfungsjahrgang, 428 von der Warteliste und 186 sogenannte freie Bewerber) erhalten 75 eine Anstellung im Beamtenverhältnis und weitere 122 einen 2/3-Vertrag mit Zusage der Verbeamtung in spätestens zwei Jahren.
Für den Bereich der Gymnasien bestehen insgesamt 354 Einstellungsmöglichkeiten. Sie verteilen sich auf 153 Planstellen, 50 sogenannte Superverträge (Vollzeit, Verbeamtung nach einem Jahr), und 121 2/3-Verträge mit Verbeamtungsgarantie; lediglich 30 Stellen sind auf ein Jahr befristet. Dem gegenüber stehen allerdings 2625 Bewerber (652 aus dem laufenden Jahrgang, 1427 von der Warteliste, 546 freie Bewerber).
An den beruflichen Schulen einschließlich Fachoberschulen und Berufsoberschulen können im höheren Dienst 200 (51 %) der insgesamt 393 Erst- und Wartelistenbewerber eingestellt werden. Bei den 280 Erstbewerbern beträgt die Einstellungsquote sogar 71 %. 165 Bewerber erhalten eine Planstelle, 35 einen 2/3-Vertrag mit Zusage der Verbeamtung. Im Bereich der Fachoberschulen und Berufsoberschulen finden zusätzlich noch 21 gymnasiale Lehrkräfte eine Anstellung. Auf 29 gewerbliche Fachlehreranwärter, die sich um eine Einstellung in den gehobenen staatlichen Schuldienst beworben haben, fallen 25 Einstellungsangebote im Beamtenverhältnis (86 %).
Baden-Württemberg, das nach Bayern die besten Einstellungszahlen vorzuweisen hat, stellt für alle Schularten 1910 Lehrkräfte ein, davon 575 im Volksschulbereich; in Hessen werden für alle Schularten ca. 900 Einstellungen vorgenommen; in Niedersachsen sind es im Volksschulbereich 760, in Nordrhein-Westfalen 943, in Schleswig-Holstein 260; das Saarland stellt lediglich 87 Grundschullehrer mit 3/4-Deputat ein. Diese Zahlen, so Zehetmair, seien ein Beleg dafür, dass sich zumindest Bayern und Baden-Württemberg den Vorwurf der "Bildungsarmut" nicht gefallen lassen müssen. Wegen der insgesamt hohen Bewerberzahlen und der weiterhin angespannten Haushaltslage könnten auch in Bayern nicht alle Bewerber in den staatlichen Schuldienst übernommen werden. Abgelehnte Bewerber seien jedoch nicht mit Arbeitslosen gleichzusetzen, da sich die große Zahl der Wartelistenbewerber zum Teil längst Bereichen außerhalb der Schule zugewandt habe. Der häufig bemühten Zahl von 4000 angeblich arbeitslosen Lehrern stehe die offizielle Statistik des Landesarbeitsamts gegenüber, derzufolge es in Bayern derzeit rund 1860 arbeitslos gemeldete Lehrkräfte aller Schularten gibt.