Bayerische Antwort auf die bundesweite Koedukationsdebatte: Neue Handreichung des Kultusministeriums
"Typisch Junge? Typisch Mädchen? - Jungen und Mädchen in Schule und Unterricht" ist der Titel einer neuen Handreichung des bayerischen Kultusministeriums, die soeben erschienen ist. Wie Kultusminister Zehetmair am Freitag in München erklärte, sei die Publikation nicht zuletzt als bayerische Antwort auf viele Fragen rund um das Thema Koedukation zu verstehen, das bundesweit in die Diskussion geraten ist. Die vom Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung erarbeitete Handreichung enthalte aktuelle Ergebnisse der Schulforschung zum Thema Koedukation und gebe zahlreiche praktische Anregungen für einen gemeinsamen Unterricht, der Jungen und Mädchen gleichermaßen zugute kommt. Sie sei zur Fortbildung für die bayerischen Lehrkräfte gedacht, richte sich aber auch an die interessierte Öffentlichkeit. Bereits nach den Weihnachtsferien werde die Handreichung allen allgemeinbildenden Schulen in Bayern zur Verfügung stehen.
Die Einführung der Koedukation sei in den 60er Jahren als großer Fortschritt bewertet worden, in den letzten Jahren habe es jedoch immer wieder Diskussionen über die Frage gegeben, ob der gemeinsame Unterricht nicht zu Nachteilen für die Mädchen führe. Diese These werde zumeist mit geringerer Aufmerksamkeit der Lehrkräfte für die Mädchen, ihrem niedrigeren Selbstbewußtsein im Hinblick auf die schulische Leistungsfähigkeit und mit Einschränkungen bei der Ausbildung des Interessenspektrums (Stichwort: Naturwissenschaften) begründet. Auf der anderen Seite könnten quantitativ und qualitativ bessere Bildungserfolge der Mädchen auch als Benachteiligung der Jungen gedeutet werden.
Zehetmair betonte jedoch, daß das Thema "Jungen und Mädchen in Schule und Unterricht" zu komplex sei, als daß die These einer generellen Benachteiligung der einen oder anderen Gruppe ohne weiteres bestätigt werden könnte. Häufig werde auch außer acht gelassen, daß schulische Bildungs- und Erziehungsarbeit von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen beinflußt wird, die sich von politischer Seite nur schwer verändern lassen. Dazu zähle die Erziehung im Elternhaus ebenso wie die Einflüsse des Arbeitsmarktes und der Medien. Die neue Handreichung konzentriere sich deshalb auf den Bereich, für den die Schule unmittelbar Verantwortung trägt: die Interessenbildung der Schülerinnen und Schüler. Zehetmair: "Wir müssen Buben und Mädchen in der Schule nicht trennen, um sie differenziert fördern zu können. Guter Unterricht geht auf unterschiedliche Interessen, Arbeitsweisen und Lebenslagen bewußt ein und hilft sowohl den Buben als auch den Mädchen bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit."
Die neue Handreichung hat 269 Seiten und kann zum Preis von 18,50 DM über den Verlag bestellt werden:
Druckhaus Kastner, Postfach 280, 85280 Wolnzach
Telefon 08442 / 9253-0
Telefax 08442 / 2289
ISBN-Nr.: 3-9805007-2-1