10. Januar 1996
Weniger Flüchtlingskinder an bayerischen Schulen - Kultusminister Zehetmair: Besondere Betreuungsmaßnahmen werden fortgesetzt
Die Zahl der Flüchtlingskinder aus dem ehemaligen Jugoslawien an
Bayerns Schulen ist erstmals wieder rückläufig. Wie Kultusminister Hans Zehetmair am Mittwoch in München erklärte, habe die
aktuelle Auswertung der Schuldaten aus den Regierungsbezirken
ergeben, daß in diesem Schuljahr nur noch 5878 Kinder die Schulen besuchen, 677 Kinder weniger gegenüber dem Vorjahr. Für
Kinder und Jugendliche aus den Kriegsgebieten in Bosnien-Herzegowina wurden an bayerischen Schulen sogenannte übergangsklassen
eingerichtet. Dort werden sie von Lehrern in ihrer Muttersprache
unterrichtet, vor allem aber pädagogisch und psychologisch
betreut. Der Minister wies darauf hin, daß die besonderen Betreuungsmaßnahmen fortgesetzt würden, solange Bedarf dafür bestehe.
Zu Beginn des Kriegs hatte Bayern mit dem einsetzenden Flüchtlingsstrom mit etwa 2000 Kindern gerechnet, die zunächst in
bestehende übergangs- und Förderklassen aufgenommen werden
sollten. Nachdem die Zahl um das Dreifache anstieg, wurde für
diese Kinder zusätzlich eine eigene freiwillige schulische
Förderung eingerichtet. In diesem Schuljahr hat sich nun die
Zahl dieser Einrichtungen zum ersten Mal reduziert. Gegenüber 80
übergangsklassen im Vorjahr gibt es jetzt noch 58, in 133 Kursen
wird intensiv Deutsch gelernt (94/95: 202) und 202 Förderkurse
für Deutsch (Vorjahr: 241) bestehen in diesem Schuljahr. Dazu
existieren 56 Gruppen, die muttersprachlichen Ergänzungsunterricht in Serbokroatisch erhalten, 28 in Serbisch, 106 in Kroatisch und 113 in Bosnisch. Zehetmair betonte, daß mit der Einrichtung der übergangsklassen pädagogisches Neuland betreten
wurde. Der Unterricht in diesen Klassen ziele in erster Linie
darauf ab, den Kindern Hilfe zu leisten bei der Bewältigung
ihrer zum Teil traumatischen Einzelerlebnisse. In zweiter Linie
soll den Kindern und Jugendlichen die Lern- und Schulfähigkeit
erhalten werden, so daß ihnen eine Rückkehr in die heimatliche
Schule möglich bleibe. Schließlich liege ein dritter Schwerpunkt
in der Vermittlung der deutschen Sprache, um die Orientierung in
der neuen Umgebung zu erleichtern. Dies sei auch aus dem Grund
notwendig, da ein Teil der Kinder wohl auf Dauer in Bayern
bleiben werde, sofern sie sich bei ihren hier lebenden Familienangehörigen aufhalten.
Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent