3. August 1998

Kultusminister Hans Zehetmair plädiert für vielfältige sonderpädagogische Förderung Sehgeschädigter

Die sonderpädagogische Förderung Sehgeschädigter muss möglichst differenziert sein, damit sie individuellen Bedürfnissen gerecht wird. Dies betonte Kultusminister Hans Zehetmair bei der Eröffnung des 32. Kongresses der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik am Montag in Nürnberg. In Bayern sei das Bildungswesen für Sehgeschädigte mit Frühförderung, Schulvorbereitenden Einrichtungen, Grundschulstufe und Hauptschulstufe, weiterführenden Schulen, beruflichen Schulen, mobilen sonderpädagogischen Hilfen im Kindergarten sowie Mobilen Sonderpädagogischen Diensten in allgemeinen Schulen von beispielhafter Vielfalt.

Im letzten Schuljahr seien 633 Kinder durch die Frühförderung betreut worden, 154 Kinder hätten vorschulische Förderung erfahren, 893 Schüler hätten eine Volksschule für Blinde und Sehbehinderte besucht, 263 Jugendliche seien an beruflichen Schulen ausgebildet worden und 65 Schüler hätten sich an einer Realschule für Sehgeschädigte auf den mittleren Bildungsabschluss vorbereitet. Mit Unterstützung der Mobilen Sehgeschädigtenhilfe seien im vergangenen Schuljahr 540 Schüler mit einer Sehschädigung in der Lage gewesen, allgemeine Schulen zu besuchen und dort erfolgreich zu lernen. Zehetmair: "Wer allein auf eine sonderpädagogische Fachrichtung und einen Lernort setzt, der verkennt den individuellen Förderbedarf und die Vielfalt von heutigen Fördermöglichkeiten."

Bayern suche auch nach neuen Möglichkeiten sonderpädagogischer Förderung. Als jüngste Form von schulischer Förderung Blinder und Sehbehinderter werde in Bayern zum kommenden Schuljahr die Öffnung der Schulen für Sehgeschädigte für nichtbehinderte Kinder erprobt. Aufgabe des Schulversuchs sei es, Schüler ohne sonderpädagogischen Förderbedarf an den Schulen für Blinde und für Sehbehinderte gemeinsam mit blinden und sehbehinderten Kindern zu unterrichten. Die neuen Lehrpläne für die Hauptschulstufen der bayerischen Schulen für Blinde und für Sehbehinderte, die im kommenden Schuljahr eingeführt werden, entsprächen bereits den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz, die erst vor wenigen Wochen ausgesprochen worden seien.

Der Jubiläumskongress des Verbandes der Blinden- und Sehbehindertenpädagogen steht unter dem Motto "Lebensperspektiven". Er richtet sich an Lehrkräfte der Sehgeschädigtenpädagogik, an Therapeuten und Erziehungspersonal, an Vertreter der Wissenschaft und an Studierende, dazu an Schulträger sowie an die Betroffenen selbst und an ihre Eltern. Ziel ist eine Bestandsaufnahme zum Bildungswesen Sehgeschädigter.

 

Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst
Toni Schmid, Pressereferent