Bayern verbessert die schulische Förderung der Kinder von Schaustellern und Zirkusangehörigen
Die schulische Betreuung von Kindern aus Schaustellerfamilien und Zirkusangehörigen wird in Bayern ab dem nächsten Schuljahr neu geregelt. Wie Kultus-Staatssekretärin Monika Hohlmeier am Montag in München vor der Presse erklärte, werde ein neues Konzept die Kontinuität der schulischen Förderung während der Reisezeit verbessern. Hohlmeier: "Der Anteil der Kinder beruflich Reisender ist gemessen an der Gesamtzahl der Schüler in Bayern verschwindend gering. Wir wollen aber gerade diesen Kindern helfen, ihr von der Verfassung garantiertes Anrecht auf schulische Bildung und Förderung umzusetzen."
Die Schwerpunktarbeit werde in Zukunft bei einer Stammschule liegen, die der Schüler in der reisefreien Zeit besucht. Die Stammschule übernehme alle Verwaltungsaufgaben, bereite die schulischen Aufgaben der neuen Reisesaison vor, während der sie auch Kontakt mit den reisenden Schülern und ihren Eltern halte, und stelle die Schulbücher. In der Reisezeit, so die Staatssekretärin, liege die schulische Betreuung der Kinder bei sogenannten Stützpunktschulen in der Nähe eines Festplatzes. Die reisenden Schüler könnten dort am normalen Unterricht teilnehmen. Vor allem in den Kernfächern Deutsch und Mathematik sei jedoch ein differenziertes Eingehen auf den aktuellen Kenntnisstand der Kinder vorgesehen, um eine tragfähige Grundbildung zu gewährleisten. Kernstück des neuen Konzeptes sei ein Schultagebuch, das Stammschule und Stützpunktschulen, aber auch Eltern und Kinder über den individuellen Lernfortschritt informieren soll. Das Schultagebuch, das zunächst für die Grundschule entwickelt worden sei, enthalte neben Hinweisen für Eltern und Lehrer einen Schulbesuchskalender und Minimallehrpläne für die Fächer Deutsch und Mathematik. Der Minimallehrplan orientiere sich nicht wie in anderen Ländern an bestimmten Schulbüchern, sondern setze verbindliche Lernziele, die mit verschiedenen Lernmitteln erreicht werden können.
Eine Arbeitsgruppe am Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung hat das neue Konzept im Auftrag des Kultusministerium mit Unterstützung der Europäischen Vereinigung zur schulischen Förderung der Kinder beruflich Reisender (EFECOT) entwickelt. Mitgewirkt haben dabei auch Vertreter von verschiedenen Verbänden beruflich Reisender. Die Arbeitsgruppe hat für Lehrer, die Kinder reisender Eltern betreuen, eine Handreichung erstellt, die sie mit den spezifischen Problemen und Fördermöglichkeiten dieser Schülergruppe vertraut machen soll. Zur Information der Eltern steht ein Faltblatt zur Verfügung, das Informationen über das neue Konzept, über pädagogische Fördermaßnahmen und die Schullaufbahnberatung enthält sowie überregionale Ansprechpartner bei schulischen Fragen und Problemen nennt.