Pressemitteilung

Nr. 101 - 28. April 2000

Kultusstaatssekretär Freller zur Gedenkfeier auf dem Bunkergelände in Mühldorf: Ehemalige Rüstungsanlage und Waldlager sollen in die KZ-Gedenkstätte Dachau einbezogen werden/ Mahnmal den nachfolgenden Generationen als Ort des lebendigen Erinnerns erhalten

Das Bunkergelände Mühldorf, eine von Häftlingen des dortigen Konzentrationslagers miterbaute Rüstungsanlage, soll nach den Worten von Kultusstaatssekretär Karl Freller als Ort des lebendigen Erinnerns erhalten bleiben und den nachfolgenden Generationen Zeugnis der Gräueltaten im Dritten Reich geben. Auf der Gedenkfeier anlässlich der Evakuierung der zum KZ Dachau gehörenden Außenlager in Mühldorf am 28. April 1945 erklärte der Staatssekretär, nicht nur Pietät und Respekt vor den Opfern geböten die Erhaltung und Gestaltung des Ortes auf wissenschaftlich fundierte und sensible Weise, sondern vor allem gehe es darum, dass junge Menschen lernen könnten, was Barbarei, ideologische Verblendung und Totalitarismus anrichten könnten. "Die kommenden Generationen müssen erfahren, welche Verantwortung ihnen aus der Geschichte erwächst. Sie müssen erkennen, dass sie aufgerufen sind, Gegenwart und Zukunft verantwortlich mitzugestalten und dabei der Menschlichkeit und der Menschenwürde verpflichtet sind. Wir gehören der Geschichte an – nicht nur als Betroffene, sondern als Mitverantwortliche", so der Staatssekretär.

Es sei der erklärte Wille der Staatsregierung und des Landtags, das Bunkergelände und das zugehörige Waldlager zum Bestandteil der KZ-Gedenkstätte Dachau zu machen. Eine Arbeitsgruppe des wissenschaftlichen Fachbeirats für die Umgestaltung der KZ-Gedenkstätte sei damit beschäftigt, eine Konzeption für die Gestaltung des Gedenkortes zu erarbeiten. Diese werde mit dem Internationalen Dachau-Komitee und weiteren Gruppierungen, die sich für den Erhalt des Mahnmals eingesetzt haben, abgestimmt.

In den Lagern um die Rüstungsanlage wurden von den Nationalsozialisten etwa 8000 KZ-Häftlinge eingesetzt, um eine große, halbunterirdische Flugzeugfabrik zu bauen. Die Hälfte der Häftlinge kam aufgrund der unmenschlichen Bedingungen ums Leben. Am 28. April 1945 wurden die Lager auf Befehl der SS evakuiert. Vier Tage später, am 2. Mai 1945, wurden die noch zurückgebliebenen Häftlinge in Mühldorf von der US-Armee befreit. Nach dem Krieg sprengten die Amerikaner die zu zwei Dritteln fertiggestellte Produktionshalle. Erhalten blieben ein markanter Bogen und andere Reste der Bunkeranlage.

An der Gedenkfeier in Mühldorf nahm eine Gruppe ehemaliger Häftlinge unter der Leitung von Herrn Uri Chanoch aus Israel, der Vorsitzende des Internationalen Dachau-Komitees, General André Delpech sowie der Vorsitzende der Deutschen Lagergemeinschaft Dachau Max Mannheimer teil. Die Gedenkveranstaltung wurde von der Arbeitsgemeinschaft "Für das Erinnern – KZ-Gedenkstätte Mühldorfer Hart" organisiert.

Dorothee Erpenstein

Pressesprecherin des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus


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