Notre Combat: Schüler diskutieren über den Umgang mit NS-Schriften

Das Podium mit Arno Hamburger, Kultusminister Ludwig Spaenle und Linda Ellia
Das Podium mit Arno Hamburger, Kultusminister Ludwig Spaenle und Linda Ellia

Die Debatte: Wie sollen wir künftig mit den NS-Schriften, Zeugnissen menschenverachtender Barbarei, umgehen? Hitlers „Mein Kampf“ ist ein Paradebeispiel. In Nürnberg sprachen darüber Schüler mit Kultusminister Ludwig Spaenle, der Künstlerin Linda Ellia und Arno Hamburger, dem Vorsitzenden der israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg. Rahmen war die Ausstellung „Notre Combat – Unser Kampf“.

Schüler und Lehrkräfte diskutierten im Rahmen der Finissage der Ausstellung mit Bayerns Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle, Arno Hamburger, dem Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg, und Linda Ellia, der Künstlerin und Urheberin der Sonderausstellung „Notre Combat – Unser Kampf“ über den zukünftigen Umgang mit NS-Schriften wie „Mein Kampf“, dessen Urheberrechte 2015 auslaufen werden.

Aktuelle Bezugspunkte für die Diskussion sind die beabsichtigte Herausgabe einer didaktischen Arbeitshilfe zu „Mein Kampf“ für die kritische Auseinandersetzung im Unterricht sowie die geplante historisch-kritische Ausgabe dieser Schrift. Dies steht vor großen, durchaus auch kontroversen Fragen: Wie viel Kommentierung benötigt die Arbeitshilfe zu „Mein Kampf“, die für das Jahr 2015 vorgesehen ist? Welche didaktischen Möglichkeiten bieten sich bei ausgewählter Lektüre des Textes? Enthält das Buch überhaupt – aus heutiger Sicht – noch ernst zu nehmendes Propagandapotential? Wo liegen die Chancen, wo die Risiken einer solchen Arbeitshilfe?

Schüler und Lehrkräfte vom Martin-Behaim-Gymnasium Nürnberg und Paul-Pfinzing-Gymnasium Hersbruck beteiligten sich rege an der Diskussion
Schüler und Lehrkräfte vom Martin-Behaim-Gymnasium Nürnberg und Paul-Pfinzing-Gymnasium Hersbruck beteiligten sich rege an der Diskussion

Kultusminister Ludwig Spaenle, selbst promovierter Historiker, stellte dazu fest: „Nach dem Ablauf der Urheberrechte 2015 kann jeder "Mein Kampf" auf den freien Markt bringen. Das werden wir leider nicht verhindern können. Gerade deshalb müssen wir dafür Sorge tragen, dass den Lehrern eine pädagogische und geschichtsdidaktische Handreichung gegeben wird. Wir müssen unsere Schülerinnen und Schüler über das "Unwerk" aufklären, das so viel Unglück über die Menschheit gebracht hat. Und wir müssen sehen, ob eine Veröffentlichung im konkreten Fall nicht den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllt."

Die Frage sei auch, wie die junge Generation herangeführt werden könne an die Auseinandersetzung mit "dem größten Zivilisationsbruch, der je in deutschem Namen begangen wurde". Spaenle berichtete in bewegten Worten aus seiner eigenen Familiengeschichte. Sein Großvater war von Nazis in Gunzenhausen abgeholt worden. Die Familie bekam 1933 den Leichnam zurück. Die Großmutter zeigte dem kleinen Jungen nach dem Krieg das KZ Dachau - Erlebnisse, die den Minister bis heute sichtlich berühren.

Die Ausstellung Notre Combat

Titel des Flyers zur Ausstellung
Titel des Flyers zur Ausstellung

Die Diskussion fand in Nürnberg im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände im Kontext der Sonderausstellung „Notre Combat – Unser Kampf“ statt. Bei dieser zeigt Linda Ellia mit mehreren hundert künstlerisch gestalteten Seiten zu einer französischen Originalausgabe von Mein Kampf, wie sich ein Buch, das zur Grundlage der menschenverachtenden NS-Diktatur wurde, kommentieren lässt. Die Bandbreite der gestalteten Seiten reicht von Karikaturen, die Adolf Hitler in seiner Lächerlichkeit darstellen, über die dramatischen Erinnerungen an Deportation und Vernichtung von Menschen bis hin zu hoffnungsfrohen Friedensbotschaften.

Dies wird in Nürnberg durch Arbeiten von Schülerinnen und Schülern des Martin- Behaim-Gymnasiums Nürnberg und des Paul-Pfinzing-Gymnasiums Hersbruck ergänzt. Die von ihnen erstellten Seiten werden nicht nur bis zum 7. Oktober in Nürnberg zu sehen sein, sondern in die Ausstellung von Linda Ellia eingebunden und in anderen Städten gezeigt werden.

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